Sonntag, 8. August 2010

go west!

Am Freitag ging´s von Linz kommend über das große deutsche Eck zuerst ins Ötztal, wo wir uns für drei Nächte im Längenfelder Naturhotel einquartiert hatten.

Nach der langen Fahrt spazierten wir zum Füße auslockern entlang der Ötztaler Ache nach hinten ins Tal.


Der nächste Morgen brachte wie erhoffte Sonnenschein und

blauen Himmel.


Der Berge rundherum zeigten sich von ihrer allerbesten Seite. Für ein Sport- und Berg-begeisterten Menschen etwas das einen imensen Reiz ausübt. Auf der anderen Seite war in meinem Kopf noch verankert, dass gerade mal zwei Wochen vergangen waren, seit ich am Linzer Pfenningberg, einem Hügel der sich 350 Meter über Linz erhebt und auf den eine asphaltierte, relative flache Straße, hinaufführt auf halber Höhe umgedreht habe, da mich das damals schlichtweg überforderte. Vermutlich bedingt durch mein grenzwärtiges rotes Blutbild ging dort bei der ersten kleineren Steigung der Puls in die Höhe und das Pochen an meinem Hals erinnerte mich an die Läufe um den Wolfgangsee, bei denen es im Wettkampftempo auf den Falkenstein ging. Und jetzt dieser "Ausnahmezustand" bei geschätzen drei oder vier km/h auf einen der Linzer Haushügel.

Etwas besser war´s nun aber wieder und das ursprünglich geistig geplante im Tal herumspazieren erschien bei diesem phantastischen Wetter als etwas unbefriedigend. Entschieden uns schließlich das Hahlkogelhaus, das sich 800 Höhenmeter über dem Ötztal erhebt und somit knapp über 2.000 Meter über dem Meeresspiegel einen schönen Ausblick auf das Tal und die umliegende Bergwelt bietet ins Auge zu fassen. Wenn der Körper dazu nein sagt muss man halt kehrt machen. So ging´s dann los. Ich im Touristen-Look mit meinem Camper-Deckel, damit am kahlen Kopf nicht´s anbrennt und Sonja in der Sherpa-Rolle mit Rucksack. An einen Rucksack ist bei mir nicht zu denken, da ja der implantierte Port genau dort an der rechten Schulter unter der Haut auf dem Brustmuskel aufliegt, wo der Tragegurt des Rucksacks verläuft.

Sonja regulierte das Tempo am Weg hinauf - der lange Zeit über Forststraßen führte - auf ein Maß, das auch mir gut zu tun schien. Und so saßen wir kurz vor Mittag auf der Hütte uns ließen uns das große Getränk und die Kaspressknödelsuppe schmecken.


Bevor wir den Weg retour ins Tal antraten nutzen wir das Traumwetter noch, um zum Wartkogelsee weiterzuwandern.


Kurz bevor wir am späten Nachmittag zurück im Tal waren, konnten wir einige fleissige Hummeln beobachten, die sich an der von den Disteln gebotenen Nahrung erfreuten.

Nach dem ausgiebigen, sehr leckeren Abendessen versanken wir gegen zehn müde in unseren Betten.

Der Sonntag brachte nochmal tolles Wetter bevor am Montag die nächste Schlechtwetterfront eintreffen sollte. Nachdem der erste Tag bestens lief, wollten wir - oder um ehrlich zu sein mehr ich - nochmal rauf in die Berge. Wir fuhren mit den Auto in den höher gelegenen Nachbarort Gries von wo wir uns den Gamskogel als Ziel setzten. "So weit wir uns wohl fühlen."

Bis zur Nisslalm ging´s gemütlich über eine Forststraße, von dort weiter wurde das Geländer dann doch deutlich alpiner.


Als wir die Schulter so 200 Höhenmeter unter dem Gipfel erreicht hatten, war für uns der Punkt erreicht,an dem es galt Pause zu machen und anschließend umzukehren. Das letzte Stück hätte laut gedrucktem Bergführer Blockkletterei mit sich gebracht. Nicht´s für Sonja´s vom Vortag noch müde Füße und noch weniger etwas für mich, bei dem "Dank" Thrombose-Vorbeuge-Spritzen die Blutgerinnung schlechter ist als normal. (Verletzungen jeder Art und auch Kratzer tunlichst zu vermeiden sind.)

Von der grasüberwachsenen Schulter bot sich ein phantastischer Blick auf die umliegende, mit 3.000´ern gespickte, Bergwelt

und das Ötztal mit Längenfeld.


Nach der Pause noch ein paar

Andenkfotos´in alle Richtungen,

bevor wir uns wieder an den Abstieg machten.


Zurück im Hotel kurz unter die Dusche, bevor die Sonnenterasse zum Relaxen und einlädt und

man nochmal die Blicke über die umliegende Bergwelt schweifen lässt.


Montags ging´s weiter nach Dornbirn. Am Weg raus aus dem Tal fuhren wir in den Wetterwechsel hinein. Sinnflutartiger Regen und Kraupelschauer, die weder von den Scheibenwischern noch von der Straße zu bewältigen waren, ließen einen gerne bei der nächsten Gelegenheit anhalten und auf ein Nachlassen der Schauer warten. Den restlichen Tag verbrachten wir mit Ausnahme des Abendessens faul in unserem weniger tollen Dornbirner Hotelzimmer. Nach zwei sehr aktiven Tagen hatten wir das mehr als verdient. :-)

Einige Tage später war in den Sportteilen der Zeitungen Artikel über einen Spieler von Wacker Innsbruck, der aus Längenfeld stammte. Ziemlich das gleiche Alter wie ich, vor drei Jahren die Diagnose Krebs. Drei Jahre Kampf dagegen. Phasen, in denen es ausschaute, als ob der Kampf gewonnen wäre, bevor der nächste Rückfall diagnostiziert wurde. An dem Tag, über den ich nun schreibe, war für ihn der Kampf verloren. Eigentlich fühlt man sich selbst gut und spürt auch, wie nach überstandener Chemo die körperliche Leistungsfähigkeit zurückkommt. Auf der anderen Seite fragt man sich, ob man selbst wirklich Glück im Unglück hatte und ob man´s wirklich geschafft hat. Nur nicht zuviel darüber nachdenken und den Moment, die Gegenwart genießen!

Nun aber zum Dienstag. Das Wetter zeigte sich auch im Ländle höchst launisch. Bedeckter Himmel wechselte sich mit geöffneten Schleusen am Himmel ab.

Am Weg auf den Dornbirner Aussichtsberg war der Regenschirm Pflichtausrüstung.

Etwas später wurde der Blick auf das Rheintal und den Bodensee zumindest großteils freigegeben.


Naja, wird das mit der Aida-Aufführung auf der Seebühne, auf die wir uns 8 Monate gefreut hatten, klappen?


Als wir in Dornbirn in den Zug nach Bregenz einstiegen verdunkelte ein Gewitter den Himmel. In Bregenz regnete es zuerst, bevor sich um halb acht über dem Bodensee die ersten Wolkenlücken breit machten.


Am Ufer durften wir uns kurz vor Beginn schon die Abendsonne ins Gesicht scheinen lassen, während der Pfänder (Bregenzer Hausberg) im Hintergrund noch in dunkle Wolken gehüllt war.


Kurz vor neun nahmen wir auf der Seebühne Platz.


Wir hatten großes Glück. Die Wettergötter meintens gut mit uns und ließen uns die ganze Aufführung dieser tollen Oper an diesem schönen Ort miterleben.

Auch jemand wie ich, der´s mit der "hohen Kunst" nicht so hat, war schwer begeistert.


Waren das nicht wunderschöne Tage die wir im Westen unseres Landes verbringen durfte?